VERA VON PETZINGER
HOLISTISCHE
MEDIZIN
Vitamin A
Die Vorstufe des Vitamin A (Retinol) ist das ß-Carotin. Dieses nehmen wir über unsere Nahrung auf und über die BCMO (Beta-Carotin-15,15´-Monooxygenase) wird es in zwei Moleküle Retinal zerlegt und so als Vitamin A aktiviert. Retinal ist wiederum der Aldehyd des Retinols.
Vitamin A ist wichtig für die Regeneration von Zellen und Geweben, für den Sehvorgang, das Immunsystem, Wachstum und Entwicklung im Kindesalter und spielt eine bedeutende Rolle im Eisenstoffwechsel (wie auch Vitamin D).
Interessant zu wissen: Ca. 50 Prozent der weißhäutigen Europäer haben „Aktivierungsprobleme“
Durch Polymorphismen funktioniert das Enzym BCMO bei einem Großteil der Menschen nicht ausreichend und daher sollte auch Vitamin A in niedrigen Dosen (500 bis 1000 I.E.) als Retinol-Öl sicherheitshalber substituiert werden.
ß-Carotin in Vitamin A umwandeln – so viel müsstest Du essen:
Selbst wenn keine Störung der BCMO vorliegt, ist der Konversionsfaktor ernüchternd: Nach Prof. Biesalski werden 36 mg ß-Carotin für 1 mg Retinol benötigt.
Dies entspräche einer Aufnahme von 1 Kilogramm getrockneter Aprikosen, einem halben Kilogramm Karotten oder 1,4 kg Brokkoli. Nicht sehr realistisch.
Vitamin A ist Cofaktor von Vitamin D
Damit Vitamin D3 in die aktive Form überführt werden kann, benötigt unser Körper neben Magnesium und Bor auch Vitamin A. Pro 1000 I.E. Vitamin D sind nach U. Gröber 500 I.E. Retinol angeraten.
Hochdosierte Vitamin-A-Gaben gehören in ärztliche Hände
Vitamin A gehört zu den fettlöslichen Vitaminen und Hochdosistherapien ( ab 10.000 I.E.) gehören in die Hand des Arztes. Als sichere Empfehlung gelten für gesunde Erwachsende bis 3 mg Retinol, zu oder nach den Mahlzeiten.
Eine ausreichende Versorgung mit Vitamin E verhindert den oxidativen Abbau und reduziert toxische Effekte von Vitamin A. Während der Schwangerschaft können Hochdosen zu Missbildungen führen, daher solle auch auf den Genuss von Leber (sehr Vitamin-A-haltig) verzichtet werden.
Carotinoide und Raucher – machen Vitamine Krebs?
ß-Carotin und Carotinoide, als Vorstufen von Vitamin A, können keine Vitamin-A-Überdosierung verursachen. Dennoch gab es Studien, die negativ über Carotinoide berichteten.
Die ATBC- und CARET-Studie beobachteten bei starken Rauchern (mehr als 20 Zig / Tag) bereits bei 20 mg ß-Carotin pro Tag eine gesundheitsschädigende Wirkung. Allerdings wurden in beiden Studien dabei auch die für starke Raucher als kritisch angesehenen Plasmaspiegel (> 3 Mikromol /l) überschritten. Seit diesen Studien waren auch Vitamine plötzlich „gefährlich“.
Die ATBC-Studie kam 1994 zu dem Ergebnis, dass ß-Carotin das Lungenkrebsrisiko von Rauchern erhöht, was 2 Jahre später durch die CARET-Studie bestätigt wurde. In der CARET-Studie erhielten die Probanden täglich 25.000 IE Retinyl-Palmitat (Vitamin A) plus 100.000 I.E. ß-Carotin. Wer hier nicht von Überdosierung spricht, hat bis jetzt etwas nicht verstanden.
„Der beste Schutz vor Lungenkrebs wäre natürlich mit dem Rauchen aufzuhören (nicht auf Carotinoide zu verzichten)“, so Gröber.
Ohne ausreichend Vitamin C wird aus Vitamin E ein Radikal und kann selbst dann Zellen schädigen. Leider warnt auch die Schulmedizin selbst vor Vitamin C in höheren (ausreichenden) Dosierungen und dies könnte bereits eine Erklärung liefern.
Ein zweiter Kritikpunkt zu Studien, die oftmals Vitamine verteufeln: In Studien werden zumeist künstliche Vitamine benutzt. Natürliche Vitamine besitzen allerdings ein weitaus größeres Wirkungsspektrum und wirken im Körper auch anders.
Ein dritter Kritikpunkt zu Studien in Bezug auf Vitamine: Dosierungen werden falsch gewählt (zu hoch oder zu niedrig) und Ausgangswerte der Probanden werden nicht bestimmt.
Fatal ist, was der Betroffene daraus macht
Da „negative Studien“ sich blendend in der Presse vermarkten lassen, haben Patienten heutzutage oftmals mehr Angst vor Vitalstoffen, als vor Chemotherapien.
Eine Mikronährstoffsubstitution halten immer noch viele Menschen für unwichtig und empfinden Empfehlungen als Geldschneiderei. Ohne abzustreiten, dass dies häufig auch der Fall ist, verdient man an Mikronährstoffen und Ernährungsberatungen eigentlich „fast nichts“. Kostet eine Vitamin-D-Supplementierung evtl. 20,- Euro im Jahr, so wird hiervon niemand reich.
Das „große“ Geld wird mit Operationen und bildgebenden Verfahren verdient – nicht in der Ernährungsmedizin.
Und noch schlimmer: Sollten Deine Beschwerden durch Ernährungsmedizin verschwinden, verliert man Dich sogar als Patient. Hier hat die Schulmedizin einen grandiosen Vorteil: Einmal Tabletten, dann meist immer Tabletten.
Weitere Quellen
Imdad et al., Vitamin A Supplementation for Preventing Morbidity and Mortality in Children From Six Months to Five Years of Age, Cochrane Database Syst Rev, 2017, PMID: 28282701
Gröber, Mikronährstoffe, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgard
Hans-Peter Friedrichsen, Kritische Betrachtung der ATBC- und CARET-Studie, Erfahrungsheilkunde Haug-Verlag 2007
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